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Kommunikation des Evangeliums via Social Media. Ein Bericht vom Barcamp Kirche 2.0.

Am Wochenende war ich das erste Mal auf einem Barcamp, nämlich dem zu Kirche 2.0. Ja, wirklich das erste Mal - auch wenn mir das manche andere BarcamperInnen in Frankfurt/Main nicht glauben wollten, weil ich ja in Social Media sehr aktiv bin. Ich beobachte dieses interessante - mit der Netzkultur verbundene - Veranstaltungsformat schon ziemlich lange, aber bisher hat es nie mit einem Termin geklappt. Nun gilt es ausführlich zu berichten, wie das so war. Ein paar Leuten habe ich das ja schon vorab versprochen ...

Das Veranstaltungsformat Barcamp (wer Barcamps kennt, bitte runterscrollen zum Inhalt, ich erzähle hier nichts Neues zum Barcamp, sondern schildere bewusst meinen Eindruck für jene, denen dieses Format neu ist)

Barcamp heisst, dass es keine statische Trennung zwischen ReferentInnen und TeilnehmerInnen gibt, sondern dass alle alles sind. Jede/r ist aufgefordert, etwas beizutragen und sich aktiv einzubringen. Das, was, vielleicht etwas idealisiert gesprochen, dass Grundprinzip des Social Web ist, wird bei einem Barcamp ein reales Treffen transformiert. Vorher fix ist ein Ort, ein grober Zeitplan (Slots) für die einzelnen Workshops (Sessions) und ein gemeinsames Thema, in diesem Fall Kirche 2.0. Natürlich braucht es jemand der/die diesen Rahmen organisiert, in diesem Fall war es Tom Noeding, Community-Manager von evangelisch.de - unterstützt vom Team von evangelisch.de. Danke, Tom & Co! Klasse gemacht!

Sessionsplanung analogWas nachdem alle zusammengekommen sind, passiert am Barcamp, ist am ehesten mit der OpenSpace-Methode vergleichbar: Zu Beginn des Tages (Samstag/Sonntag) wird gemeinsam der Tag geplant: Alle, die eine Session anbieten wollen, stellen diese im Plenum vor, mittels Handzeichen wird das Interesse daran erhoben und der/die Session-AnbieterIn sucht sich einen Raum in passender Größe aus und ordnet sich, ganz analog ;-), mittels einem Kärtchen in der Zeitstruktur ein. Dabei ist dann auch Zeit vor der Wand mit den Session informell auszuhandeln, ob der Zeitplan für alle passt oder ob sich Sessions inhaltlich so sehr überschneiden, dass sie einfach zusammengelegt werden. SessionvorstellungDie, die gerade keine Session anbieten, besuchen dann diese Session, die gerade für Sie von Interesse ist - und dieses Interesse bewirkt, dass es überall spannend und lebendig ist, wirklich Erfahrungsaustausch möglich ist. Session sind manchmal Vorträge mit anschließender Diskussion und manchmal Austauschrunden mit einem kurzen Input vorab, aber eigentlich ist das Format ziemlich offen. Dauer: 45 Minuten. Beamer und Präsentationssoftware kann zum Einsatz kommen, muss aber nicht.

Erfahrungsaustausch passiert aber auch informell: Die Zeitstruktur eines Barcamps ist so gestaltet, dass selbst für solche Gerne-QuatscherInnen wie mich ausreichend Möglichkeiten bestehen, Menschen näher kennenzulernen, Kontakte auszutauschen, noch mal etwas nachzufragen oder einfach auch gemeinsam Spass zu haben. Apropos, die OpenDJ-Party am Samstag Abend durfte dann natürlich auch nicht fehlen - Und, da es ja ein von ChristInnen organisiertes Barcamp war, eine genauso selbstorganisierte Morgenandacht am Sonntag, vermutlich eine Premiere auf einem Barcamp. SponsorInnen werden dafür genutzt, dass das Barcamp für die TeilnehmerInnen kostenlos ist und Essen, Kaffee und Co. immer zu rechten Zeit zu haben waren. Kommunikationsfördernd!

Kommunikationserfahrungen 2.0

BarcamperInnen sind, nicht ausschließlich, aber doch mehrheitlich, Menschen, die in sozialen Netzwerken im Internet sehr aktiv sind. Das merkt man/frau auch vor Ort: Die Laptop- und Iphonedichte ist extrem hoch, es wird gewittert und Informationen, z.B. Slides der Sessions, Links oder Fotos, werden zeitnahe ins Netz gestellt. PlenumsraumEine Twitterwall im Plenumsraum bringt die Online-Kommunikation wieder zurück in den "realen" Raum. Das fördert enorm den Austausch, sowohl inhaltlich wie auch praktisch: "Wer weiss, wo gerade eine Steckdose für den Laptop frei ist?". Wer das noch nie erlebt hat, könnte meinen, dass das die Kommunikation hemmt, wenn alle ständig mit der Technik hantieren. Das Gegenteil ist aber der Fall: Man/frau findet ganz schnell raus, wie das passt - und nutzt das Twittern und Co., um den Austausch zu fördern und vielleicht auf eine bisschen was von Barcamp nach außen via Internet zu transportieren. Sich z.B. auf einen Tweet (eine Message auf Twitter) zu beziehen, ist eine gute Möglichkeit mit jemand, den/die man/frau noch nicht kennt, erstmals ins Gespräch zu kommen. Für mich, die vorab noch keine einzige Person auf diesem Barcamp persönlich getroffen hatte (außer Maria Schmidt - die dankenswerterweise ThemaTisch ja schon eine Weile mit ihrem Drupal-Know-How unterstützt - die ich schon Freitag nachmittag getroffen hatte, aber das auch erstmals), war das extrem hilfreich. Ein bisschen schwierig ist es, Twitternamen und Realnamen bei vielen Leuten rasch in Abstimmung zu bringen, die Namensschilder helfen dabei aber. Richtig klasse ist es, Menschen, die ich schon länger online kannte auf so einem Barcamp erstmals persönlich zu treffen - und spannend wie gut die konstruierte Online-Person mit der (wohl auch konstruierten) Real-Life-Person zusammenpasst. Da man/frau sich aber doch schon eine Weile kennt, entsteht auch viel rascher Nähe und Vertrautheit. Am Sonntag habe ich mich richtig ungern von der neuen "Barcamp-Family" getrennt. Naja, wir bleiben ja online verbunden - bis zum nächsten Mal.

126Form und Inhalt sind nicht voneinander zu trennen. Stimmt immer - aber bei ein Barcamp ganz besonders ;-) Ich denke, ein Barcamp ist eine ideale Möglichkeit gleich ganz praktisch zu erleben, was Partizipation bedeutet und wie es ist, wenn nicht mehr von irgendjemand vorgegebene Inhalte von anderen passiv rezipiert werden, sondern potentiell alle am Austauschprozess teilhaben.

Also dann jetzt endlich zu den Inhalten ....

Kirche 2.0 - Kirchliche Sinnangebote im Web 2.0

Glaubenskommunikation in Social Media ist ein breites Thema, das ökumenisch zu diskutieren ist für mich vollkommen klar. Die Herausforderungen sind die gleichen, wenn sich auch manche Voraussetzungen in den Kirchen im Detail unterscheiden. Pastorale und theologische Perspektivendiskussionen hatten am Barcamp ebenso Platz wie interessante Hinweise auf technische Tools und ganz konkrete Projekte. Solche gibt es ja schon viele - und das Format Barcamp eignet sich hervorrangend die damit gemachten Erfahrungen auszutauschen. Einige persönliche Highlights möchte ich aus der Vielfalt herausgreifen und kommentieren:

In den Diskussionsrunden, die sich um theologische Themen drehten, ist mir wieder einmal ganz deutlich geworden, dass das Thema Social Media ganz stark mit der Ekklesiologie (latein., Lehre von der Kirche und Gemeinde) verbunden ist (siehe dazu z.B. den Beitrag von Ralf Peter Reimann, mit dem ich das Vergnügen hatte, eine Session zu gestalten). Wer eine offene Kirche will, die mitten in der Welt tätig ist und den Alltag der Menschen erst nimmt, wird diese Grundhaltung auch im Internet umsetzen, z.B. durch das Einbringen in bestehende "profane" Communities und die Ermutigung an alle ChristInnen auch online aktiv über ihren Glauben zu kommunizieren. Das steht aber nicht unbedingt im Widerspruch dazu, auch eigene Räume der Kommunikation zu schaffen, wo sich ChristInnen gegenseitig bestärken können, es ist eher eine Frage der Haltung, wie solche Kommunikationsräume angegangen werden und wie offen sie für andere Positionen und Meinungen sind. Wer eine Kirche will, wo ChristInnen unter sich bleiben und die "Welt da draussen" als feindlich wahrnimmt, wird das auch im Internet durch das Kreieren abgeschlossener Kommunikationsräume umsetzen. 

dwdIn der von mir am Samstag gestalteten Session habe ich ausgehend von den Erfahrungen mit ThemaTisch.at, besonders auch den Aktivitäten auf Facebook, über Strategien der Glaubenskommunikation im Internet gesprochen (meine Folien hier) - mit Fokus auf die Frage, wie es möglich ist, mit Menschen, die wenig oder gar nichts mit Kirchen zu haben in Kommunikation zu kommen. Irgendwann habe ich mal auf Facebook "Paulus hätte auch keine Angst vor der Kommentarfunktion gehabt" gelesen - dieses Zitat fand grossen Anklang (Danke, liebe Kathy, aber ich bin Linzerin, keine Wienerin, mhhhm, ...) : Denn es bringt eine Grundhaltung auf den Punkt: Wer in einer pluralen Gesellschaft als ChristIn bestehen will, braucht die Bereitschaft zur Offenheit. Nicht die "Löschen"-Taste ist gefragt, sondern sich der Herausforderung komplexer, vielfältiger (und manchmal auch ein bisserl nerviger) Kommunikation im Netz zu stellen. Mein Gefühl, dass es aber schon manchmal etwas merkwürdig ist, selbst mit vollem Namen, Foto und allen Links zu kommunizieren, andere aber nur unter einem Nickname oder als Gast kommentieren, wurde von vielen geteilt. Nichts desto trotz waren wir uns einig, dass der Weg ein bewusstes Zugehen auf Menschen ist und nicht das Sich-Abschließen.

83Der Begriff der Virtualität ist mir am Barcamp auch klarer geworden - durch die Session von Karsten Kopjar, der gerade seine Dissertation zur Kommunikation des Evangeliums für die Web 2.0 Generation schreibt (Sessionbericht von Kathy). Wir hören ja schnell als Gegenargument verstärkter Internetaktivitäten: "Das ist ja nur virtuell". Virtualität ist materielle, temporale und kommunikative Ergänzung der Realität, nicht fälschend, täuschend, unecht - denn das Vermögen der Menschen, Wirklichkeit zu konstruieren, ist Virtualisierungsfähigkeit. Internet ist Realität. Darum ist es eigentlich abwegig Online- und Offline-Kommunikation gegeneinander auszuspielen: Kommunikation und Gemeinschaftsbildung findet dort wie da statt. Interessanter ist es dort wie da zu fragen, was es braucht, damit sie gelingt.

Eng mit der Frage nach Virtualität ist auch verbunden, ob und wie Gottesdienst-Feiern und Sakramente im Internet möglich sind. Das Thema ist ansprochen worden, doch leider nur eher kurz. Hier gibt es offenbar schon einen reichen Erfahrungsschatz. Jedenfalls werde ich die vielen Links und Hinweise nutzen, um mich da in nächster Zeit etwas kundiger zu machen. Gelungen ist es jedenfalls meine eher skeptische Haltung zu diesem Thema etwas abzubauen. Vermutlich ist es keine Frage, ob sowas passiert, sondern die Frage des "Wie".  Fernsehgottesdienste zum Beispiel stellt ja heute auch niemand mehr in Frage.

Was ich technisch alles neu gelernt habe, erzähle ich hier jetzt nicht (lange Liste!). Bemerkenswert finde ich aber, dass soviele mit Drupal arbeiten, der Open Source Software, die wir auch hier bei ThemaTisch einsetzen. Ja, das war offenbar eine gute Entscheidung ;-)

Und apropos Highlights: Am Barcamp wurde der Verein Offene Bibel e.V. gegründet. Wolfgang Loest wird dieses Projekt netterweise hier auf ThemaTisch in nächster Zeit auch selbst näher vorstellen. Watch out!

Resümme

egkkInteressant wars: Supersupersupersuperinteressant. Am Heimweg war ich aber auch richtig müde ob der vielen neuen Eindrücke und Menschen. Ein weiteres Barcamp Kirche 2.0 ist schon für nächstes Jahr in Deutschland angekündigt und ich werde dabei sein, wenns irgendwie geht. Wünschen würde ich mir da ein paar mehr KatholikInnen (der Überhang der evangelischen Kirche war schon spürbar, wenn auch nicht störend) und vor allem mehr Frauen, die selbst aktiv Sessions gestalten (das ist ja ein in letzter Zeit heftig disktutiertes Barcamp-Phänomen). Keine falsche Zurückhaltung, liebe Frauen: Die informellen Gespräche mit Euch waren mir ganz, ganz wichtig!

Vor dem deutschen Barcamp Kirche 2.0 2011 gibts noch ein Barcamp zum gleichen Thema in Österreich, am 30. Oktober 2010 in Linz (und viele andere Barcamps, siehe http://www.barcamp.at). Obwohl das alles noch sehr, sehr unfertig ist, lade ich dazu schon mal ganz herzlich ein und bin gespannt, ob sich jemand aus Deutschland auf den Weg nach Österreich macht wie ich es umgekehrt getan habe.

Das Schlusswort Tom Noeding zu überlassen, ist eine Idee von Peter Löwenstein, die ich hiermit einfach übernehme:

Die wichtigsten Links nun doch noch ganz zum Schluss (wo sollen sie denn sonst hin?):

Update: Blogparade Mein erstes Mal – auf einem Barcamp

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d

Kommunikation des Evangeliums via Social Media. Ein Bericht

[...] Eindrücke verarbeitet habe), ist dann nachmittags ein ziemlich langer Blogeintrag dazu entstanden: Hier gehts lang. [...]
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Dominik

Hier zur Ansicht der Link zu einem virtuellen Heiligtum im Internet. http://www.virtuelles-heiligtum.com lg Dominik
d

Barcamp Kirche und Social Media: Wer nicht dabei war, hat de

[...] wird sein, dass es dort jetzt für immer WLAN gibt. Was ein Barcamp ansich ist, habe ich hier ja sowieso schon mal ausführlich erklärt. Also in Medias Res: Was ist genau [...]
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Social Media als Türöffner – wohin? Und für wen? | #sbsm

[...] Besuch des BarCamp Kirche 2.0 im Mai 2010 in Frankfurt am Main überzeugt mich, die Erfahrung ist «supersupersuperinteressant» und bewegt mich dazu, noch im gleichen Jahr in Linz ein Kirchen Barcamp zu initieren. Ein Jahr [...]
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Social Media als Türöffner – wohin? Und für wen? | #sbsm

[...] Besuch des BarCamp Kirche 2.0 im Mai 2010 in Frankfurt am Main überzeugt mich, die Erfahrung ist «supersupersuperinteressant» und bewegt mich dazu, noch im gleichen Jahr in Linz ein Kirchen Barcamp zu initieren. Ein Jahr [...]
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#kiw-Barcamp ´11- „Wie pastoral ist Social Media?“ | FRISCHF

[...] wird, um sich flexibel mit Kollegen aus dem Bereich auszutauschen. In der Form eines Barcamps (kurze Erklärung des Formates von Andrea bei Thematisch) wird es in diesem Herbst den Auftakt dieser Initiative [...]