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Glaube gibt Halt

Süßer die Kassen nie klingen, ...

allzu der Weihnachtszeit. Wer in den vergangenen Tagen und Wochen den Postkasten geöffnet hat, wird überschwemmt von einer Flut an Advent und Weihnachtsprospekten. Sobald das Fest Allerheiligen und Allerseelen vorbei ist beginnt das große Rennen ums Weihnachtsgeschäft. „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut!“ dieses geflügelte Wort eines österreichischen Politikers klingt da in meinem Ohr. Auf dem Hintergrund dieses Satzes wirkt es schon etwas eigenartig, wenn große Konzerne Milliardengewinne einfahren und gleichzeitig Mitarbeiter dieser Unternehmen ihre Jobs verlieren. Dabei ist anzumerken, dass eine solche Entwicklung keine Neue ist. Seit Menschen wirtschaften gibt es den Drang immer mehr haben zu wollen. Bereits im alten Testament im Buch des Propheten Amos wird auf dieses Problem hingewiesen, dort heißt es: „Ihr sagt wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen die Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen.“ (Amos 8,5)

Glaube gibt Halt

Glaube ist nichts "Abgehobenes", sondern lebendiger Bestandteil unseres Alltags - diese Botschaft möchte die Kampagne glaubenswert vermitteln. Die Katholische Kirche in Oberösterreich hat damit bisher vor allem bei vielen ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen dazu angeregt, über den eigenen Glauben nachzudenken und mit anderen darüber zu kommunizieren. Mit dem Schwerpunkt Glaube gibt Halt wird nun ein das Thema verstärkt an die Öffentlichkeit getragen - sie soll Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen ansprechen, im Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln genauso wie rund um Kirchen oder in den eigenen vier Wänden. Plakate im öffentlichen Raum, Radiospots auf Life-Radio, eine Beilage der Kirchenzeitung "inpuncto", aber auch ein Bilderbuch für Kinder laden ein, sich selbst zu fragen, wo denn der Glaube spürbar ist und lebbar wird. Dort wo Berührendes angesprochen wird, wird die Sehnsucht nach Mehr deutlich. Und: Glaube ist keine "Privatsache", er muss im Alltag spürbar werden. Auf ThemaTisch laden wir ein zur Diskussion, auf Glaube gibt Halt finden sich alle Informationen zur Kampagne.

Was füllt mich aus?

Jede und jeder kennt sie: die alten Fotos und die Faszination, die von ihnen ausgeht. Die Gestik und Mimik, die Haar- und Bartmode, die Kleidung, die Umgebung – all das lässt raten, wann die Fotos gemacht wurden, wie und wo die hier Abgebildeten gelebt haben, was wohl der Anlass für das jeweilige Foto war. Eines fällt bei den Fotos noch auf: der Einfluss und das Wirken des „Zeit-Geistes“!

Wo bin ich gefragt?

Viele fuhren vorbei und blieben nicht stehen, obwohl am Straßenrand ein arg zugerichtetes Auto lag – mit blutenden und bewusstlosen Verletzten davor. Die Vorbeifahrenden mussten nach rund einem Kilometer anhalten. Die Polizei stoppte sie, und ein Fernsehteam des Westdeutschen Rundfunks konnte die LenkerInnen über ihr Nichthelfen befragen. Als einer der entscheidenden Gründe für die Reaktion der Weiterfahrenden erwies sich der Blick in den Rückspiegel: Sehen die Fahrenden hinter sich einen Wagen, geben sie die Verantwortung fast automatisch an die Nachkommenden ab. Aus Sicht der Ersten haben die Hinteren ja länger Zeit, um zu reagieren. Also sollen sie doch anhalten und helfen! Und so geht es von Auto zu Auto immer weiter. Für die weiter hinten Fahrenden kam noch ein weiterer Faktor dazu, den die Psychologie „pluralistische Ignoranz“ nennt: Die Nachfolgenden sehen, dass die Fahrenden vor ihnen an der Unfallstelle vorbeifahren. Daraus ziehen sie den falschen Schluss, dass die Situation offenbar nicht so schlimm sei. Je mehr solcher „passiver“ Vorbilder es also gibt, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand handelt.

Was ist Liebe?

Ein altes Experiment zeigte einmal auf drastisch-tragische Weise, welche Auswirkungen es hat, wenn jemand nicht beachtet und geliebt wird. Mit dem Ziel, die Ursprache unverfälscht zu entdecken, wurden neugeborene Babys auf Befehl des Stauferkaisers Friedrich II. (1212 bis 1250) nur grundversorgt – ohne aber mit ihnen zu sprechen, sie zu herzen, sich ihnen zuzuwenden. Das Ergebnis war niederschmetternd: Alle Kinder „verkümmerten“ und starben. Nicht angesprochen zu werden, keine Beachtung zu bekommen, vergessen zu werden, namenlos – ein „nobody“– zu sein, das zerstört Menschen!

Wie kann ich verzeihen?

Sie ist eines jener Kinder, die im „Fremdvölkischen Kinderheim“ der Nazis in Pichl bei Wels die erste Zeit ihres Lebens verbringen mussten. Bis Ende 1946 waren im Schloss Etzelsdorf um die 80 Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen aus Osteuropa untergebracht. Dreizehn von ihnen verstarben aufgrund mangelhafter Pflege und Ernährung im Herbst 1944 und wurden namenlos am Pichler Friedhof begraben. Jahrzehntelang schleppte die heute Mit-Sechzigerin diese „Herkunft“ mit sich herum – und den Verdacht, dass die Frau, der sie zu Kriegsende mitgegeben wurde, nicht ihre wirkliche Mutter sei. Diese Härte des Anfangs blieb nicht folgenlos und zeigte Wirkung in ihrem Leben. Seit einigen Jahren aber hat sich etwas Wesentliches geändert. Zum einen ergab ein DNA-Test die Gewissheit, dass die Mutter nicht ihre leibliche Mutter war. Damit löste sich ein großer Knoten und eine neue freundschaftliche Beziehung wurde möglich. Zum anderen engagiert sich das einstige „Etzelsdorfer Kind“ in einem vor Kurzem gestarteten Projekt, wo die Geschehnisse von Etzelsdorf aufgearbeitet und im Rahmen von Veranstaltungen und Begegnungen weitergegeben werden. Dieses Reden über ihre Herkunft, dieses Erzählen ihres Schicksals, hat sie Stück für Stück aus den alten „Fesseln“ herausgelöst und versöhnt.

Bin ich erlöst?

Es gibt sie wirklich, diese Momente höchsten Glücks – wo das Leben leuchtet, bunt und rund ist. Wenn man ein Neugeborenes in Händen hält, wenn die Partnerin/der Partner fürs Leben gefunden worden ist und man gemeinsam „Hoch-Zeit“ feiert, wenn man in das funkelnde Blau des Meeres und in das prächtige Grün der Natur eintauchen kann oder eine Ausbildung erfolgreich beendet. In solchen Augenblicken fällt das Leben leicht, fühlt ein Mensch sich gelöst. Es gibt aber auch die andere Erfahrung: dass man trotz einer guten Ausbildung nicht gebraucht wird, dass man trotz der anfänglichen Begeisterung einer Beziehung nicht gewachsen ist, dass die Kinder Wege einschlagen, die große Sorgen machen, oder dass einem der Alltag über den Kopf wächst. Besonders tragisch ist, wenn – unabhängig von einzelnen Schwierigkeiten und „Verdunkelungen“ – der eigene Lebensentwurf nicht (mehr) stimmt, wenn das, worauf ich mich verlasse, worauf ich setze, was mein Handeln, Fühlen, Denken bestimmt, nicht trägt, nicht weiterbringt, sondern „kaputt“ macht.

Wo ist für mich Gemeinschaft?

Seien es Rockkonzerte, Fußballspiele oder Kulturfestivals – Menschen kommen gerne zusammen, um gemeinsam etwas zu erleben. Obwohl sich heute immer mehr am iPod bzw. MP3-Player das eigene Musikprogramm zusammenstel-len, geht von einer Openair-Veranstaltung mit vielen Gleichgesinnten nach wie vor eine be-sondere Faszination aus. Ähnlich ist es mit dem Fußball. Natürlich ist eine Fernsehübertragung interessant. Reizvoller jedoch ist das gemeinsame Erleben eines Fußballspiels, sei es im Stadion oder mit Freundinnen und Freunden. Und selbst im Internet gibt es neben dem „einsamen Surfen“ Begegnungsmöglichkeiten für Menschen, die sich sonst nie getroffen und ausgetauscht hätten.